Totschnig: Ökologisches Gleichgewicht anstreben

Rotholz, 12. Dezember 2022 (aiz.info). -Der Forst- & Jagddialog setzt sich seit 2012 für die Erreichung ausgeglichener Wald- und Wild-Verhältnisse ein. Die 18. Boardsitzung fand nun in der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt in Rotholz (Tirol) statt, bei der Bundesminister Nobert Totschnig und LH-Stv. Josef Geisler gemeinsam mit Vertretern der Jagd- und Forstwirtschaft, der Grundbesitzerverbände, den zuständigen Behörden sowie der Wissenschaft die 9. Jahresbilanz verabschiedet haben. „Wildtiere und Wälder sind miteinander untrennbar verbunden, voneinander abhängig und bilden Lebensgemeinschaften, die in einem ökologischen Gleichgewicht stehen. Die aktuellen Messergebnisse über den Waldzustand zeigen aber, dass der Wildeinfluss und die Wildschäden während der vergangenen Jahrzehnte zugenommen haben. Um hier eine Trendumkehr zu erreichen, bedarf es verstärkter gemeinsamer Anstrengungen aller Beteiligten“, erklärte Totschnig.

Um die Forstwirtinnen und Forstwirte zu unterstützen, habe das Landwirtschaftsministerium den Waldfonds ins Leben gerufen. „Mit 350 Mio. Euro ist er das größte Unterstützungspaket für die heimischen Wälder, das es jemals gab. Damit ermöglichen wir Wiederbewaldungen in Schadgebieten wie auch Investitionen in klimafitte Wälder“, so Totschnig.

Geisler unterstrich die Notwendigkeit von robusten Schutzwäldern:
„Wir brauchen mehr denn je klimafitte, zukunftsfähige Wälder. In einem Gebirgsland wie Tirol ist der Schutzwald eine Lebensversicherung. Mit Unterstützung insbesondere des Waldfonds arbeiten wir in Tirol jeden Tag daran, die Schutzwirkung des Waldes dauerhaft zu erhalten und an die sich ändernden klimatischen Verhältnisse anzupassen. Diese Bemühungen müssen mit einem dem Lebensraum angepassten Wildstand einhergehen. Und da haben wir mindestens genauso großen Handlungsbedarf wie beim Umbau unserer Baumbestände in klimafitte Wälder. Der Dialog von Forst und Jagd ist die Plattform dafür.“

Neben einer gründlichen, objektiven und regionalen Betrachtungsweise, was die Anpassung der Schalenwildbestände betrifft, müsste auch der Faktor Lebensraum besonders im Fokus behalten werden, strich der Tiroler Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner hervor. „Die Lebensraumtragfähigkeit ist von vielen Faktoren abhängig. Rücksichtsloses Verhalten in der Natur versetzt Wildtiere in Stress und erhöht dadurch den Nahrungsbedarf. Durch die Wildbeunruhigung konzentrieren sich lokale Schalenwildbestände dann zeitweise auf empfindlichen Flächen. Eine aktive und wirksame Besucherlenkung sowie ausgewiesene Wildruhezonen können dazu beitragen, den Druck vom Wald zu nehmen. Hierfür brauchen wir den Forst- und Jagddialog sowie das Verständnis aller Naturnutzer“, unterstricht Sieghartsleitner.

 

9. Jahresbilanz des Forst- und Jagddialogs

Der Forst- und Jagddialog hat sich das Ziel gesetzt, bundesweit ausgeglichene wald‐ und wildökologische Verhältnisse zu fördern. Die aktuellen Ergebnisse der österreichischen Waldinventur (ÖWI) und des Wildeinfluss-Monitorings (WEM) bilden dabei Grundlage für fachlich fundierte Diskussionen über Wald und Wild. Demnach ist der Wildeinfluss in 44% der Bezirke angestiegen, während in 40% der Bezirke Verbesserungen verzeichnet werden. Der Anteil verjüngungsnotwendiger Waldflächen mit Wildschäden ist sowohl im Wirtschaftswald als auch im Schutzwald angestiegen. Im Durchschnitt weisen 41% der verjüngungsnotwendigen Flächen Wildschäden auf. Das ist ein Plus von 4% gegenüber der Inventurperiode 2007 bis 2009. Vereinbart wurde daher unter anderen ein verbessertes Wildtiermonitoring.

1,6 Mio. ha in Österreich sind Schutzwälder, das sind 42% der Waldflächen. Hier ist die Verjüngung und Pflege besonders wichtig, um die Sicherung des Siedlungs- und Wirtschaftsraumes zu bewerkstelligen.

Im Zuge der Novellierung des land- und forstwirtschaftlichen Landarbeitergesetzes soll zudem der Berufsjäger als eigener neuer Lehrberuf gesetzlich verankert werden. Ein modernes Berufsleitbild und die Ausbildungsinhalte wurden bereits gemeinsam mit den Berufsverbänden entwickelt. Ebenso werde der neue Zertifikatslehrgang „Wald- und Jagdpädagogik“ durch die forstlichen Ausbildungsstätten bereits sehr gut umgesetzt.