Goldene Zeiten für das rot-weiß-rote Erfolgsteam! Hinten v.l.: Betreuer Daniel Koch, Teammanager Johannes Kröpfl, Gesamtweltmeister Mathias Morgenstern, Coach Armin Graf, Betreuer Daniel Oberrauner; vorne v.l. Michael Ramsbacher, Gesamtweltmeisterin Barbara Rinnhofer, Jürgen Erlacher und Johannes Meisenbichler. Copyright Forstwettkampfverein Österreich

Die Leistungen der Österreicher überstrahlten bei der Forstwettkampf-WM alles. So darf das rot-weiß-rote Team die Heimreise aus Estland mit schwerem Gepäck antreten: 17 Medaillen, Weltrekorde und Pokale für die Gesamtsiege. Grund genug, den Blick auf einige Highlights zu werfen und vor allem das erfolgreiche Team zu Wort kommen zu lassen.

 Goldene WM: Die Österreicher erkämpften in Tartu gleich 10 Goldmedaillen – so viele wie alle anderen Nationen zusammen!

Teamspirit: Österreich bestach in Tartu vor allem als funktionierendes Team und trotz aller Einzelerfolge mit mannschaftlicher Geschlossenheit. Das betonte auch Einzelweltmeister Mathias Morgenstern: „Wir haben wirklich als Einheit funktioniert – wir haben uns alle gegenseitig durch die drei Wettkampftage getragen. Jeder hat mit dem anderen mitgelitten und sich für den anderen mitgefreut.“

Weltrekord #1: Die österreichische Mannschaft knackte am Finaltag die bisherige Bestmarke der Schweizer aus dem Jahr 2016. Die Eidgenossen hatten damals 1.277 Zähler gesammelt, Österreich packte mit der Fabelzeit von 96,01 Sekunden noch einmal sieben Punkte drauf.

Weltrekord #2: Die Teamwertung ist der heilige Gral unter den Forstwettkämpfern – sogar noch bedeutsamer als der Einzeltitel. Die Österreicher sicherten sich nach 1994, 2002, 2004 und 2010 zum fünften Mal diesen prestigeträchtigen Titel – und das mit der Rekordpunktezahl von 4.955 Punkten. Damit löste das heimische Team die Deutschen (4.949 Punkte im Jahr 2014) als Rekordhalter ab.

Gesamtweltmeister: Mathias Morgenstern ist erst der zweite Österreicher, der sich zum WMGesamtchampion  krönen konnte. Vor ihm gelang dies nur dem Vorarlberger Herwig Erhard im Jahr 2000.

Der große Coup: Bei der WM im Jahr 2000 lief es für Österreich in Norwegen hervorragend – das Double als Doppelweltmeister blieb Herwig Erhard allerdings damals knapp versagt. Die Holländer schnappten Österreich den Mannschaftstitel vor der Nase weg, Erhard & Co. durften sich mit Silber trösten. Mathias Morgenstern gelang diesmal überhaupt ein Hattrick: Einzel- und Gesamttitel sowie Gold bei der Länderstafette, die seit 2008 ausgetragen wird.

Hochoffiziell: Frauen nahmen immer wieder bei Forstwettkampf-Weltmeisterschaften teil. Vor fünf Jahren fanden in Norwegen erstmals eigene Frauenbewerbe statt – und 2023 ist nun endlich hochoffiziell. Erhielten die Teilnehmerinnen 2018 noch eigene Medaillen und Pokale, gab es in Tartu nun auch für die Athletinnen die begehrten Medaillen des int. Verbandes ialc. Den ersten ialc-Siegerpokal als Gesamtweltmeisterin sicherte sich mit Barbara Rinnhofer gleich eine Österreicherin.

Premieren: Die rot-weiß-rote WM-Historie ist lang und erfolgreich. Bis heuer war es jedoch noch keinem österreichischen Profi vergönnt, sich in den den Disziplinen Kombinationsschnitt und Entasten in die Siegerliste einzutragen. Sprich: Noch nie hat ein Österreicher in diesen Disziplinen gewinnen können! Ob WM-Debütant Johannes Meisenbichler diese Statistik gekannt hat? Völlig egal, denn er sicherte sich den Kombinationsschnitt und stellte die Statistik in dieser Kategorie gleich einmal richtig. Den zweiten weißen Fleck löschte Jürgen Erlacher mit seinem famosen Auftritt am Finaltag im Entasten aus.

Medaillensammlung: Eine WM für die Ewigkeit, sind manche versucht zu sagen: Insgesamt 17 Medaillen räumten dies Österreicher diesmal ab – 10x Gold, 2x Silber, 5x Bronze. Um zu sehen, wie sensationell diese Leistung ist, genügt ein Blick auf den Medaillenspiegel: Hinter Österreich folgen Estland und Norwegen mit je sieben Medaillen.

Stimmen aus dem Erfolgsteam

Mathias Morgenstern: Dass es am Ende für den WM-Titel in der Gesamtwertung reichen würde, hätte ich mir nicht gedacht. Dazu auch noch Teamweltmeister zu werden, ist überwältigend. 2009 habe ich in der Schule mit Forstwettkampf angefangen und habe davon geträumt einmal ganz oben zu stehen. Jetzt ist es tatsächlich soweit! Noch bemerkenswerter ist für mich aber, wie wir als Team harmoniert haben und entsprechend geschlossen aufgetreten sind.

Barbara Rinnhofer: Ich bin Weltmeisterin – einfach unglaublich! Wer hätte gedacht, dass es für unser gesamtes Team so sensationell laufen würde? Die WM war ein unvergleichliches Erlebnis. Diese Erfolge dürfen jetzt auch gefeiert werden!

Jürgen Erlacher: Nach so einer WM gehen die Emotionen hoch – wir sind Mannschaftsweltmeister! Es gibt nichts Schöneres für einen Forstwettkämpfer. Darauf haben wir akribisch hingearbeitet, alles andere ist eine Draufgabe. Wir haben immer den Blick auf die Mannschaft gehabt und dennoch konnten wir so viele Einzelerfolge feiern. Einfach unglaublich!

Johannes Meisenbichler: Als WM-Neuling so eine Weltmeisterschaft miterleben zu dürfen, ist sensationell. In der Teamwertung ist es für uns perfekt gelaufen. Für mich persönlich hat es im Großen und Ganzen super geklappt – vor allem mit der Goldenen im Kombinationsschnitt. In zwei Disziplinen habe ich noch Luft nach oben – aber für meine erste Weltmeisterschaft ist das gewaltig.

Michael Ramsbacher: Dass am Ende noch für den dritten Platz in der Gesamtwertung gereicht hat, ist ein Traum. Mit dem Team zudem Gold in der Länderstafette holen zu können, ist als junger Athlet etwas ganz Besonderes.

Armin Graf (Nationalteam-Coach): Wir sind durchaus mit hohen Erwartungen nach Estland gekommen, weil wir gute Trainingsergebnisse hatten und sich vor allem ein unvergleichlich gutes Mannschaftsgefüge gebildet hat. Allerdings haben wir auch gewusst, dass viel passieren kann – jede Weltmeisterschaft schreibt ihre eigene Geschichte. Dass es für uns dann so gut läuft, alles aufgeht und wir in so vielen Disziplinen Medaillen holen, damit war absolut nicht zu rechnen. Wir sind in einen Flow gekommen, den man nur einmal erlebt. Ich glaube nicht, dass es ein zweites Mal so möglich ist. Dazu braucht man das nötige Quäntchen Glück, denn die anderen Teams trainieren ebenfalls hart., da braucht es oft auch das Quäntchen Glück – und wenn dann das Glück dann so oft auf unsere Seite fällt, dann nehmen wir das dankbar zur Kenntnis und freuen uns über den Erfolg.

Hubert Malin (Obmann Forstwettkampfverein Österreich): Ich war schon auf vielen Weltmeisterschaften mit dem Nationalteam, aber wie unser Team hier aufgetreten ist, ist unvergleichlich. Ich kann es kaum in Worte fassen, wie unbeschreiblich schön es ist, so etwas miterleben zu dürfen.

Andreas Freistetter (Präsident Österreichischer Landarbeiterkammertag, Obmann-Stv. Forstwettkampfverein Österreich): Eine unglaubliche WM für Österreich – wir sind Mannschaftsweltmeister! Das ist das Größte, was es im Forstwettkampf zu gewinnen gibt – und zum Drüberstreuen haben wir noch so viele weitere Goldmedaillen gesammelt. Wir haben bei den Profis, den Damen und den Junioren Erfolge gefeiert – da sieht man wie breit wir in Österreich im Forstwettkampf aufgestellt sind. Damit so etwas möglich ist, braucht es viele engagierte Personen im Hintergrund. Die Erfolge in Estland sind jetzt der Lohn für die viele Arbeit. Wir als Landarbeiterkammertag stehen voll hinter unter unserem Team und werden es auch weiterhin unterstützen. Herzliche Gratulation an unser Athleten und vielen Dank an die, die es möglich gemacht haben!

Über den Forstwettkampfverein Österreich
Der gemeinnützige Verein fördert die Austragung von Forstberufswettkämpfen in Österreich. Insbesondere unterstützt er die österreichischen Teilnehmer/innen an Welt- und Europameisterschaften. Die Forstwettkämpfe dienen u.a. dazu, den Sicherheitsaspekt in der Forstarbeit sowie die forstliche Ausbildung ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken. Neuigkeiten rund um den Forstwettkampfverein sowie das österreichische Nationalteam findet man online unter: www.forstwettkampf.at bzw. www.facebook.com/forstwettkampf

Die Forstwettkampf-Weltmeisterschaft 2023
Die 34. Forstwettkampf-WM fand von 19. bis 22. April in Tartu statt. In der zweitgrößten Stadt Estlands hatten die weltbesten Forstwettkämpfer aus rund 20 Nationen um Medaillen gekämpft. Neben den Einzelbewerben (Kettenwechsel, Kombinierter Schnitt, Präzisionsschnitt, Zielfällung und Entasten), den daraus resultierenden Team- und Gesamtwertungen wurde auch wieder der spektakuläre Staffelwettbewerb, die Länderstafette, ausgetragen. Neben den Profis kämpften dieses Jahr auch wieder die Junioren und Damen um WM-Edelmetall.

 Die fünf WM-Einzeldisziplinen
Kettenwechsel: Schwert wenden und Kette wechseln, lautet hier die Devise. Die Motorsäge muss dabei wieder einsatzbereit zusammengesetzt werden, denn die Bewerbe Kombinierter Schnitt und Präzisionsschnitt müssen ohne weitere Veränderungen an der Maschine damit durchgeführt werden.

Kombinationsschnitt: Von zwei Stämmen wird je eine 3 bis 8 cm dicke Holzscheibe abgeschnitten. Die Schwierigkeit dabei ist, dass von unten und oben nur bis zur Hälfte des Stammes geschnitten werden darf. Beide Schnitte sollten sich ohne Versatz treffen und rechtwinklig zur Stammachse durchgeführt werden.

Präzisionsschnitt: Wie beim kombinierten Schnitt wird von zwei Stämmen eine 3 bis 8 cm dicke Holzscheibe abgeschnitten – diesmal aber nur von oben. Allerdings sind die Stämme bei dieser Disziplin auf einem Brett am Boden befestigt. Die Scheibe soll möglichst vollständig abgeschnitten werden, ohne jedoch das Brett anzuritzen. Eine Sägemehlschicht versperrt den Athleten zusätzlich die Sicht auf die Kontaktzone zwischen Stamm und Brett – hier sind Augenmaß und Fingerspitzengefühl gefragt.

Zielfällung: Innerhalb von drei Minuten soll ein Baum (Mast) so nahe wie möglich an einem vorgegebenen Ziel gefällt werden – natürlich muss der Athlet dabei arbeitstechnische Vorgaben einhalten und auf die Arbeitssicherheit achten.

Entasten: Die Athleten müssen auf zylindrischen Stämmen 30 runde Äste, die in einem standardisierten Muster eingesetzt sind, absägen. Diese Aufgabe gilt es so stammeben und rasch wie möglich zu erledigen, ohne dabei auf die Arbeitssicherheit zu vergessen. Als Finalbewerb ein absolutes Highlight, wird doch in der umgekehrten Reihenfolge des Zwischenergebnisses gestartet. Wer in den fünf Einzeldisziplinen in Summe die meisten Punkte gesammelt hat, darf sich Weltmeister (Profis, Junioren, Frauen) nennen. Bei den Profis gibt es zusätzlich eine Teamwertung. Zusätzlich treten die Teams am Finaltag auch in der Länderstafette gegeneinander an. Dabei absolvieren die drei Profis gemeinsam mit dem U24-Starter einen Parcours mit stehenden und liegenden Stämmen.

Weiterführende Links
Alle Infos zur 34. Forstwettkampf-WM: www.wlc23.ee/en
Sämtliche Ergebnisse im Überblick: ialc.azurewebsites.net/Home/Dashboard
Informationen rund um die Bewerbe, WM-Historie usw.: www.ialc.ch
Informationen zum österreichischen Nationalteam: www.forstwettkampf.at