Kärntner Forstvertreter fordern Kurswechsel in der EU-Forstpolitik und unterzeichnen Charta für eine selbstbestimmte Waldbewirtschaftung in Kärnten.

Klagenfurt, 20. März 2024 (aiz.info). – Anlässlich des Internationalen Tages des Waldes am 21. März machen die heimischen Forstvertreter gegen bürokratische Schikanen aus Brüssel mobil. Konkret geht es dabei um zwei Gesetzesmaterien: einerseits die Verordnung zur Wiederherstellung der Natur, bei der eine Außer-Nutzung-Stellung von 10 % der Kärntner Waldflächen droht, und andererseits die Entwaldungsverordnung, die vorsieht, dass Holz und alle Holzprodukte sowie Rinder und Soja nur mehr in Verkehr gebracht werden dürfen, wenn sichergestellt ist, dass für deren Produktion keine Waldrodungen und Waldschädigungen stattgefunden haben. Zur Überprüfung müssen die Waldbesitzer den lateinischen Namen der Holzart, die Holzmenge und die Geokoordinaten der beernteten Fläche in ein digitales Informationssystem eintragen, bzw. eine automatisch generierte Referenznummer an das Sägewerk weitergeben. Und das, obwohl illegale Abholzung hierzulande kein Thema ist.

Für Siegfried Huber, Präsident der LK Kärnten, sind beide Gesetzesmaterien in der vorliegenden Form völlig verfehlt. Er kritisiert aber vor allem die Entwaldungsverordnung: „Was die EU hier vorhat, geht völlig an der Realität vorbei. Das ist genau jene Politik, die die Bauern auf die Barrikaden bringt! Die Holznutzung ist hierzulande ohnehin im Forstgesetz geregelt, und die wenigen Rodungen, die stattfinden, müssen sowieso bewilligt werden. Entwaldung ist in Kärnten auch kein Thema – der Wald wächst pro Jahr um mehr als 400 Hektar zu. Deshalb brauchen wir eine grundlegende Überarbeitung dieser Verordnung, die derzeit in der Übergangsphase ist. Länder, in denen der Waldanteil steigt, müssen vom Geltungsbereich ausgenommen werden.“

Auch die Außer-Nutzung-Stellungen der Kärntner Wälder lehnen die Forstvertreter klar ab. So hätte eine Stilllegung von 10 % der Kärntner Forstflächen massive Auswirkungen auf die gesamte heimische Forst- und Holzwirtschaft. Wie eine Studie des Economica-Instituts zeigt, würden 10 % weniger Holzeinschlag in Kärnten einen Verlust von mehr als 140 Mio. Euro an Wertschöpfung und von 3500 Arbeitsplätzen in Kärnten – vor allem am Land – bedeuten. Für den Forstreferenten des Landes Kärnten, LHStv. Martin Gruber, geht die EU-Forstpolitik daher an den Bedürfnissen der Waldbesitzer und der Regionen vorbei. „Wir wollen mit dieser Charta deshalb ein Zeichen setzen: gegen bürokratische Bevormundung und für die nachhaltige Waldbewirtschaftung, wie sie in Kärnten gelebt wird. Es kann nicht sein, dass die EU die heimischen Waldbauern für die Fehler anderer Länder büßen lässt“, stellt Gruber klar. Jedes Jahr werden auch von der öffentlichen Hand hohe Beträge in den Erhalt der Ressource Wald investiert, 2024 sind es in Kärnten 15,45 Mio. Euro. „Schadflächen werden aufgeforstet, Schutzwälder wiederaufgebaut und klimafeste Wälder begründet. Diese Bemühungen gehören unterstützt anstatt behindert“, unterstreicht Gruber.

Auch der Obmann der Kärntner Land- und Forstbetriebe, Christian Benger, der Obmann Waldverband Kärnten, Mag. Matthias Granitzer, sowie der Präsident des Kärntner Forstvereins, Johannes Thurn-Valsassina, sehen durch die EU-Regelungen die heimische Waldbewirtschaftung gefährdet. „Seit Generationen arbeiten wir Waldbewirtschafter vielfältig wie nachhaltig in Eigenverantwortung. Daher haben wir mehr Wald denn je. Wir lehnen eine Bevormundung durch die Entwaldungsverordnung ab, denn diese gefährdet die regionale Vielfalt und damit die multifunktionale Kraft des Waldes“, betont Benger. Granitzer ergänzt: „Die von uns ursprünglich als positiv erachteten Ziele des Europäischen Green Deals äußern sich jetzt in Gesetzesvorlagen, die mit einer bürokratischen Schikane für unsere heimischen Waldbesitzer einhergehen. Eine zu kurzsichtige und ideologisch motivierte EU-Politik gefährdet die aktive und nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wälder.“ Für den Kärntner Forstverein hält Johannes Thurn-Valsassina fest: „Österreichs Forstwirtschaft arbeitet auf international anerkannten, allerhöchsten Standards. Die überbordende Bürokratie der Entwaldungsverordnung bringt keine Verbesserung zu den österreichischen Standards, aber behindert und verteuert die Handlungsfähigkeit der Forstwirtschaft und führt mittelfristig zu einem Strukturverlust.“

 Charta für selbstbestimmte Waldbewirtschaftung unterzeichnet

 Gemeinsam wenden sich die fünf Spitzenrepräsentanten der heimischen Wald- und Forstwirtschaft nun an die EU-Kommission und fordern diese in einer „Charta für selbstbestimmte Waldbewirtschaftung“ zu einem Kurswechsel in der EU-Forstpolitik auf. Konkret richtet sich die Charta an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius. Die vorliegenden Gesetzesmaterien müssten gemeinsam mit den Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern überarbeitet, und deren berechtigte Bedenken müssten gehört werden. Vor allem in Hinblick auf die bereits beschlossene Entwaldungsverordnung fordern die fünf Unterzeichner eine Revision der Gesetzesmaterie durch die EU. Unklarheiten und Rechtsunsicherheiten müssten rasch ausgeräumt werden, damit diese Verordnung nicht zu einem Belastungspaket für die Forstwirtschaft und für Unternehmen wird.