Sägerundholz nimmt größten Teil ein
Wien, 18. Juli 2023 (aiz.info). – Wie aus der forstwirtschaftlichen Gesamtrechnung (FGR) von Statistik Austria hervorgeht, betrug der Produktionswert des Sektors in Österreich im Jahr 2022 knapp 3 Mrd. Euro. Davon entfielen etwa 1,7 Mrd. Euro bzw. 56,5% auf die Produktion von Rohholz. Davon hatte das Sägerundholz mit etwa 37,5% (1,1 Mrd. Euro) den größten Anteil am Gesamtproduktionswert der Forstwirtschaft, gefolgt von Rohholz für die energetische Nutzung mit 14,1% (421 Mio. Euro) und dem Industrierundholz, das insgesamt 4,9% (145 Mio. Euro) beisteuerte.
Die Gesamtproduktion des forstwirtschaftlichen Sektors umfasst neben der „technischen“ Produktion von stofflich und energetisch verwertbarem Rohholz auch die „biologische“ Produktion. Darunter sind der Zuwachs an stehendem Holz (Position Waldbäume – Zuwachs) sowie die Forstbaumpflanzen zu verstehen. Im Jahr 2022 machte der Zuwachs im Wert von rund 0,9 Mrd. Euro 30,6% des Gesamtproduktionswerts aus. Weitere 12,5% entfielen auf die sonstige Produktion forstwirtschaftlicher Waren und Dienstleistungen. Davon machten forstwirtschaftliche Dienstleistungen wie beispielsweise Holzernte, Waldbau und Beratungsdienstleistungen rund 10% aus. Nicht trennbare nichtforstwirtschaftliche Nebentätigkeiten, darunter fallen Holzbearbeitung im Wald, Holztransport, Eigenleistung im Wald, sonstige Nebenerträge und der Wert von selbst hergestellten Anlagen, trugen gemeinsam zu 2,1% am Gesamtproduktionswert bei. Je 0,4% entfielen auf Forstbaumpflanzen und andere Produkte wie Weihnachtsbäume aus dem Wald, Rinde, Schmuckreisig usw. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Gesamtproduktionswert des forstwirtschaftlichen Sektors um 25,1%. Dieser deutliche Anstieg des Produktionswerts war einerseits auf einen erhöhten Einschlag und andererseits auf nachhaltige Preissteigerungen am Holzmarkt zurückzuführen.
Ein wesentlicher Indikator für die Leistung der Forstwirtschaft ist der Holzeinschlag. Zu Beginn des Jahres 2022 profitierte der Sektor noch von der positiven Auftragslage der Sägewerke und Holzindustrie. Trotz konjunktureller Einbrüche zum Jahreswechsel herrschte eine rege Nachfrage nach Nadelsägerundholz für Schnitt- und Bauholzprodukte, was eine entsprechende Preiserhöhung für das Leitsortiment Fichte A/C, 2b zur Folge hatte. Die Waldbesitzer:innen reagierten aufgrund der positiven Absatzsituation und der durchschnittlichen Bevorratung der Sägewerke mit einem an den Markt angepassten Einschlagsverhalten bis zum Ende der Einschlagssaison. Erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 ging die Nachfrage des Baugewerbes deutlich zurück.
Einbußen bei der Nachfrage nach Nadelsägerundholz wurden zudem von einem (lokalen) Überangebot an Kalamitätsholz aufgrund von Sturmschäden und Käferbefall gegen Ende des Jahres begleitet, was die Preise für Nadelsägerundholz entsprechend drückte. Insgesamt blieb die Nachfrage nach allen Sortimenten trotz der Auswirkungen der geopolitischen Lage über das gesamte Jahr hinweg hoch. Insbesondere Industrie- und Energieholz waren in der zweiten Jahreshälfte 2022 sehr gefragt, wie die Holzeinschlagsmeldung (HEM) des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML) belegt. Laut HEM betrug die Holzernte im Jahr 2022 rund 19,4 Mio. Erntefestmeter ohne Rinde (Efm o.R.), was einem Anstieg gegenüber dem Vorjahr von rund 5,1% entspricht (2021: 18,4 Mio. Efm o.R.) (BML 2023). Damit wurde wieder eine der höchsten Holzernten der vergangenen zehn Jahre erreicht.
Vom gesamten Holzeinschlag machte das Rohholz für die stoffliche Nutzung (Sägerundholz und Industrierundholz) rund 13,9 Mio. Efm o.R. bzw. 72% aus und das Rohholz für die energetische Nutzung rund 5,4 Mio. Efm o.R. bzw. 28%. Das Energieholz teilt sich seinerseits zur Hälfte in Brennholz (49,1%) und Waldhackgut (50,9%) auf. Gegenüber 2021 hat der Einschlag von Rohholz für die stoffliche Nutzung um 3,1% und der Einschlag von Rohholz für die energetische Nutzung um 10,7% zugenommen. Der Kleinwald (Waldfläche unter 200 ha), welcher mit 58,7% zum Gesamteinschlag beitrug, erzielte im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg der Nutzungsmengen um 4,7%. Im Großwald (Waldfläche über 200 ha), mit einem Anteil von 31,1% am Gesamteinschlag, war ein ähnlicher Zuwachs beim Holzeinschlag zu verzeichnen (+4,9%). Der Holzeinschlag bei den Österreichischen Bundesforsten zog mit einem Plus von 7,9% wieder kräftiger an und trug 10,2% zum Gesamteinschlag bei. Von der Holzernte entfielen 83,7% auf Nadel- und 16,3% auf Laubholz.
Nachdem es schien, dass der Höhepunkt des Schadholzaufkommens im Jahr 2019 erreicht wurde und im Jahr 2021 erstmals wieder mehr als die Hälfte des Einschlags auf eine reguläre Nutzung entfiel, gab es zuletzt erneut einen Anstieg des Kalamitätsholzes. Mit rund 7,3 Mio. Efm o.R. war der Schadholzanteil 2022 gegenüber dem Jahr davor um 20,1% angewachsen (2021: 6 Mio. Efm o.R.). Dabei lag der Anteil des Schadholzes mit 37,5% jedoch nach wie vor unter der Hälfte des Gesamteinschlags (2019: 62,1%; 2020: 53,1%; 2021: 32,8%). Das Schadholzaufkommen im Jahr 2022 lag damit 17,3% unter dem Fünfjahresdurchschnitt (8,8 Mio. Efm o.R.) und 1,9% über dem Zehnjahresdurchschnitt (7,1 Mio. Efm o.R.).
Die Menge des durch Borkenkäferbefall verursachten Schadholzes lag mit 3,5 Mio. Efm o.R. im Schnitt der letzten fünf Jahre (Fünfjahresdurchschnitt 3,6 Mio. Efm o.R.) und damit wieder über dem Niveau der letzten zehn Jahre (Zehnjahresdurchschnitt: 2,8 Mio. Efm o.R.). Der Schadholzanfall aufgrund abiotischer Faktoren wie Eis, Schnee, Lawinen und Stürme betrug 3,2 Mio. Efm o.R., wobei allein 2,3 Mio. Efm o.R. auf Windwurf zurückzuführen waren (vgl. BML 2023).
Der Erzeugerpreis für das Leitsortiment des Sägerundholzes Fichte/Tanne, Klasse B, Media 2b stieg 2022 im Jahresmittel um 12,2% auf 112,8 Euro (netto ohne MwSt) pro FMO (Festmeter mit Rinde, ohne Rinde gemessen). Cx/Braunbloche wurde im Bundesmittel mit einem Plus von 25,4% gegenüber dem Vorjahr um 84,3 Euro gehandelt. Kräftige Preissteigerungen gab es auch bei Fichten-/Tannenfaserholz (Faserholz Fi/Ta: +45,9%) und Fichten-/Tannen-/Faser-/Schleifholz (Fi/Ta 1a/b Mischpreis: +40,7%). Ähnliche Preissteigerungen waren bei Buchenfaserholz (Buche lang: +30,7%) zu verzeichnen. Relativ stabil hingegen war der Erzeugerpreis von Buchenblochholz (Buche, Klasse B 3: +1%).
Ebenso zogen die Preise für Energieholz kräftig an (Brennholz weich: +35,7%; Brennholz hart: 31,2%) (vgl. Statistik Austria (2022): Land- und Forstwirtschaftliche Erzeugerpreise 2021). Die beschriebenen Anstiege beim Holzeinschlag und den Holzpreisen führten zu kräftigen Zugewinnen beim Produktionswert von Rohholz in Höhe von 350 Mio. Euro bzw. um 26,3% gegenüber dem Vorjahr.
Der Produktionswert von Sägerundholz allein wuchs um 161 Mio. Euro, was einem Plus von 16,9% entspricht. Der größte Zuwachs beim Produktionswert von Rohholz für die stoffliche Nutzung wurde jedoch beim Industrieholz (+44,6%) verzeichnet. Insbesondere der Produktionswert von Laubindustrieholz stieg um 48,5%. Der Produktionswert von Rohholz für die energetische Nutzung verbesserte sich gar um 52,4% gegenüber 2021. Auch aufgrund der steigenden Holzpreise verzeichnete der Produktionswert des Zuwachses von Holz im wirtschaftlich genutzten Ertragswald erhebliche Zuwächse (Position Waldbäume – Zuwachs). Die vorläufigen Berechnungen ergeben einen wertmäßigen Anstieg des Holzzuwachses um 32,2% für 2022.
Die Einnahmen aus forstwirtschaftlichen Dienstleistungen beliefen sich im Jahr 2022 auf rund 0,3 Mrd. Euro. Aufgrund des hohen Schadholzvolumens blieben die Leistungen für Kulturpflege, Waldbau usw. auch 2022 auf einem hohen Niveau. Entsprechend stiegen die Einnahmen im Vergleich zum Jahr 2021 um 8,2%. Bei den nicht trennbaren, nichtforstwirtschaftlichen Nebentätigkeiten gab es einen Anstieg um 5,2% im Jahr 2022. Insgesamt ergab sich aufgrund der starken Zuwächse bei der Nutzholzproduktion und dem gestiegenen Wert des Holzzuwachses ein Anstieg des Produktionswerts des forstwirtschaftlichen Sektors um 597 Mio. Euro gegenüber dem Jahr davor.
Vorleistungen und Abschreibungen
Dem Produktionswert des Wirtschaftsbereichs Forstwirtschaft von rund 3 Mrd. Euro standen Aufwendungen für Vorleistungen in Höhe von etwa 1,6 Mrd. Euro gegenüber. Diese Vorleistungen umfassen Forstbaumpflanzen, Energie, Düngemittel und Bodenverbesserungsmittel, Pflanzenschutzmittel, die Wartung von Maschinen, Geräten und Gebäuden, forstwirtschaftliche Dienstleistungen, Bankgebühren sowie andere Güter und Dienstleistungen. Darüber hinaus wird auch die Entnahme des stehenden Holzes in den Vorleistungen verbucht.