EU-Mitgliedsstaaten müssen sich nun klar positionieren

Wien, 20. Dezember 2023 (aiz.info). – Die Ankündigung der EU-Kommission, den Schutzstatus des Wolfes im Rahmen der Berner Konvention ändern zu wollen, wertet Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig als einen „großen Erfolg“. „Dass die EU-Kommission nun auf unser Drängen hin angekündigt hat, den Schutzstatus des Wolfes senken zu wollen, ist ein erster großer Meilenstein. Jetzt müssen sich die EU-Mitgliedsstaaten klar positionieren und einer Änderung zustimmen. Seit mehr als einem Jahr setze ich auf allen Ebenen die Hebel an, damit die EU-Kommission Schritte veranlasst. Beim Agrarministerrat vor einem Jahr haben wir mit einer Initiative eine Änderung des Schutzstatus gestartet, die schlussendlich von 16 Mitgliedsstaaten unterstützt wurde. Daraufhin hat sich auch das EU-Parlament dafür ausgesprochen. Zudem haben wir diesen Sommer gemeinsam mit Schweden einen Aktionsplan veranlasst, welche weiteren Schritte es braucht. Es ist erfreulich, dass die Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen und auch die Deutsche Umweltministerin Steffi Lemke die Sorgen der Menschen ernst nehmen. Auch wenn wir noch nicht am Ziel sind: Unser Druck in Richtung EU-Kommission hat sich ausgezahlt“, unterstreicht Totschnig.

Auch Europaabgeordneter Alexander Bernhuber sieht endlich Bewegung in der Sache. „Die Kommission lenkt ein, will den Schutzstatus für den Wolf von ’streng geschützt‘ auf ‚geschützt‘ herunterstufen und das ist gut so. Die Zeit drängt, allein heuer wurden in Österreich mehr als 360 Nutztiere vom Wolf getötet. Eine wissenschaftliche Neubewertung des Schutzstatus und ein vernünftiges und praxistaugliches Wolfsmanagement sind daher wichtige und längst überfällige Schritte für die heimischen Bauernfamilien und den gesamten ländlichen Raum“, sagt der, Agrar- und Umweltsprecher der ÖVP im Europaparlament.

Der Schutz des Wolfes sei vor mehr als 30 Jahren in einer EU-Richtlinie festgelegt worden, als es in den meisten Staaten Europas wie Deutschland, Frankreich oder Österreich noch keine Wölfe gab. „Diese Situation hat sich aber jetzt rasch verändert: Jetzt leben rund 20.000 Wölfe in der EU. Fakt ist, der Wolf ist in Europa nicht mehr vom Aussterben bedroht und vermehrt sich mittlerweile pro Jahr um bis zu 30%. Und dass Problem dabei sind nicht nur die Risse von Schafen und Rindern, sondern auch, dass der Wolf zunehmend die Scheu vor dem Menschen verliert und immer näher an Siedlungen heranrückt“, verdeutlicht Totschnig.

Hintergrund

Die EU-Kommission schlägt vor, zunächst im Rahmen der Berner Konvention den Schutzstatus des Wolfes von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabzustufen. Eine Herabstufung würde bedeuten, dass das Großraubtier Wolf leichter zu regulieren wäre. In einem ersten Schritt müssen nun die EU-Mitgliedsstaaten auf Ratsebene den EU-Kommissionsvorschlag unterstützen. Danach kann die EU-Kommission einen Änderungsvorschlag in der nächsten Sitzung des Ständigen Ausschusses des Berner-Übereinkommens einbringen. Wird der Senkung des Schutzstatus des Wolfes im Rahmen des Berner-Übereinkommens zugestimmt, könnte die EU-Kommission in Folge eine gezielte Änderung der FFH-Richtlinie vorlegen.