Landwirtschaftskammer Steiermark ist Projektträger
Graz, 12. März 2025 (aiz.info). – Die steirische Waldwirtschaft geht mit der Multi-Stakeholder-Informationskampagne „Vielfalt braucht Bewirtschaftung“ neue Wege. Erstmals bündeln zentrale AkteurInnen ihre Kräfte, um zu zeigen: Bewirtschaftung und Biodiversität gehen Hand in Hand! Die Landwirtschaftskammer Steiermark als Projektträger setzt sich gemeinsam mit den Kampagnenpartnern Waldver-band und Land & Forst Betriebe Steiermark, der steiermärkische Forstverein, proHolz und dem Holzcluster Steiermark für eine faktenbasierte Diskussion über die Rolle der Wirtschaftswälder ein
Bahnbrechende Erkenntnisse: Wirtschaftswälder sind Biodiversitäts-Hotspots!
Umfassende Erhebungen im Rahmen der waldökologischen Basisinventarisierung im Forst-gut Pichl (2019–2024) widerlegen den Mythos artenarmer Wirtschaftswälder: Rund 3.000 Arten wurden nachgewiesen – darunter zahlreiche Rote-Liste-Arten, Endemiten und sogar Erstnach-weise für die Steiermark! „Diese Untersuchung ist einzigartig und zeigt, dass eine nachhaltige Waldbewirtschaftung nicht nur den Zukunftsrohstoff Holz liefert, sondern auch wertvolle Le-bensräume sichert“, betont Stefan Zwettler, Leiter der Abteilung Forst und Energie der LK Steiermark.
Pionierforschung mit europaweitem Vorbildcharakter.
Die Erhebungen fanden im 350 Hektar großen Lehrforst der forstlichen Ausbildungsstätte Pichl (FAST Pichl) der Landwirtschaftskammer Steiermark statt. 50 ExpertInnen aus dem In- und Ausland inventarisierten die Artenvielfalt von 33 Gruppen der Zoologie, Botanik und Mykologie – mit modernsten Methoden. Ein besonderes Highlight: Die Pionierforschung in den Baumkro-nen. Ein Bereich, der in Europa bislang kaum erforscht war. „Dieses Projekt ist ein Leuchtturm der Biodiversitätsforschung mit europaweitem Pioniercharakter“, unterstreicht Christian Komposch, einer der wissenschaftlichen Leiter der Studie.
Besonders hervorzuhebende Ergebnisse:
- Erstnachweis für die Steiermark: Mährischer Asselfresser (Dysdera moravica).
- Sensationeller Wiederfund: Pichler Scherenspringer (Chthonius pusillus) – nach 80 Jah-ren wiederentdeckt!
- Endemiten: Höhlen-Baldachinspinnen (Troglohyphantes noricus & T. subalpinus) – welt-weit nur in den Ostalpen vorkommend.
„Die Daten belegen eindrucksvoll, dass Biodiversität und nachhaltige Waldnutzung kein Wider-spruch sind. Wirtschaftswälder sind wertvolle Lebensräume“, so Martin Krondorfer, Leiter der forstlichen Ausbildungsstätte Pichl.
Multi-Stakeholder-Kampagne gestartet: Vielfalt braucht Bewirtschaftung
Vielfalt im Wald bedeutet weit mehr als Biodiversität! Die nachhaltig bewirtschafteten Wälder Österreichs erbringen eine Vielzahl von Leistungen. Sie schützen vor Naturgefahren, reinigen Wasser, liefern den Zukunftsrohstoff Holz, bieten Erholungsräume und sind Klimaschützer. Gleichzeitig sichern sie Arbeitsplätze und die regionale Wertschöpfung. „Um die Vielfalt an Leistungen langfristig zu erhalten, braucht es eine nachhaltige, aktive Bewirtschaftung – nur so sichern wir die Ökosystemleistungen der Wälder und machen sie gleichzeitig zukunftsfit“, betont Lisa Münzer, Leiterin der Kampagne.
Die „Steirische Waldwirtschaft“: organisationsübergreifend kommunizieren
Aufbauend auf den Ergebnissen der Basisinventarisierung, wird mit der gemeinsamen Kampagne „Vielfalt braucht Bewirtschaftung“ ein neuer Weg der Zusammenarbeit und Kommunikation beschritten. Unter dem Dach der „steirischen Waldwirtschaft“ ziehen Verantwortungsträger:innen der gesamten Wertschöpfungskette Forst – Holz – Bioökonomie sowie den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung an einem Strang. Die Kampagne setzt auf fundierte Aufklärung und Dialog – von Schulungen für Interessierte und MultiplikatorInnen, über Social-Media-Initiativen bis hin zu öffentlichen Veranstaltungen. Ziel ist es, über die vielfältigen Leistungen der heimischen Wälder aufzuklären und Bewusstsein für die heimische Waldwirtschaft zu schaffen.
Mehr Informationen unter: www.vielfaltbrauchtbewirtschaftung.at