Titschenbacher: Raus aus der Sackgasse und dem Milliardengrab Fossilenergie
Wien, 12. September 2023 (aiz.info). – „Es ist höchst an der Zeit für das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG)“, befindet der Österreichische Biomasse-Verband. Das Gesetz wir aktuell zwischen den Regierungsparteien verhandelt und soll den Ausstieg aus Erdöl und Erdgas festlegen und gleichzeitig die Transformation zu erneuerbaren Heizsystemen wie Umgebungswärme, Biomasse-Nahwärme, Pellets-, Scheitholz- und Hackgutheizungen ermöglichen. „Die Situation ist erschreckend: Das Außenhandelsbilanz-Defizit für den Import von Erdöl und Erdgas hat sich in den vergangenen Jahren auf über 19 Mrd. Euro verdreifacht und befeuert die Inflation, das Verbrennen von Erdgas und Erdöl wird mit Milliarden subventioniert, und es drohen Straf-Milliarden, weil wir nicht schnell genug aus fossilen Energien aussteigen. Die Steigbügelhalter der Fossilindustrie dürfen sich in den Verhandlungen nicht erneut durchsetzen“, appelliert Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes, an die Entscheidungsträger in der Bundesregierung.
„Wir haben die Technologien, das Know-how und die Potenziale für den Ausstieg aus dem Verheizen fossiler Energie. Zudem sind die Systeme günstiger, sicherer und sauberer, finanzieren keine korrupten Systeme und füllen keine Kriegskassen. Das EWG ist für die Energiewende essenziell, da es einen verlässlichen gesetzlichen Rahmen für den Ausstieg aus Erdgas- und Erdölheizungen bildet und so verhindert, dass Konsumenten von der Fossilindustrie in die fossile Sackgasse gelockt werden“, stellt Titschenbacher klar.
In Österreich seien 878.000 Gasheizungen und 521.000 Ölheizungen bei den Haushalten als Hauptheizsystem installiert. Diese würden etwa 80 PJ fossile Energie verbrennen und mehr als 6,5 Mio. t CO2 emittieren. Damit Österreich seine Klima- und Energieziele erreichen könne, müssten diese Heizsysteme durch erneuerbare ersetzt werden. Für die Konsumenten kommt diese Transformation in Summe wesentlich günstiger als der Verbleib bei fossilen Energien, bestätigt auch eine Studie der TU Wien zur Wärmezukunft. Zudem kommt es zu einer Ankurbelung der Wirtschaft, da österreichische Unternehmen sowohl die neueste Heizsystem-Technik produzieren als auch der Strom für Wärmepumpen und Holz für Biomasseheizungen zum weit überwiegenden Anteil aus heimischer Produktion stammen.
Bioenergie in Österreich
Laut Biomasse-Verband stellt mehr als die Hälfte der verbrauchten erneuerbaren Energie in Österreich, Europa und weltweit die Bioenergie bereit. Dank des Bioenergie-Ausbaus könne Österreich auf Kohle- und Atomkraftwerke verzichten und den Ausstieg aus Erdöl- und Erdgasheizungen bewerkstelligen. Die Kapazität der in den vergangenen Jahren errichteten Holzenergie-Anlagen übersteige die sämtlicher abgeschalteter Kohlekraftwerke inklusive jener des AKW-Zwentendorf, so der Verband weiter. Holzbrennstoffe basieren wiederum auf Reststoffen und Koppelprodukten, die im Wald bei der Waldpflege und bei der Produktion von Holzprodukten anfallen. Diese würden sonst ungenutzt verrotten und dabei CO2 freisetzen. Damit ist Bioenergie der günstigste nachhaltige Brennstoff für erneuerbare Fernwärme.
„Die Beheizung von Haushalten, KWK-Anlagen und die Energieversorgung der Holzindustrie benötigen die mit Abstand geringsten Förderhöhen. Für einen Kubikmeter verbautes Holz fallen 6 m3 Nebenprodukte an, die auch energetisch verwertet werden können. Die energetische Nutzung dieser Nebenprodukte generiert die mit Abstand höchsten CO2-Einsparungen in der Nebenprodukte-Verwertung. Die Nutzung von Bioenergie in KWK-Anlagen ist laut IPCC die Grundlage zur Erreichung negativer Emissionen (BIOCCS, Biokohle), die für die Einhaltung des 1,5°C-Zieles notwendig sind und unterstützt gleichzeitig den Kohlenstoff-Vorratsaufbau im Wald“, verdeutlicht Titschenbacher. Die TU-Studie zur Wärmezukunft kann auf aiz.info heruntergeladen werden.