Titschenbacher: Bioenergie bleibt das Fundament der Energiewende

Wien, 20. April 2023 (aiz.info). – Der Österreichische Biomasse-Verband hat den Bioenergie-Atlas Österreich 2023 mit den wichtigsten Daten und Fakten sowie Projektreportagen zur Bioenergie in Österreich und in den Bundesländern veröffentlicht. „Die Darstellung der Biomassebranche auf Bundesländer- und Themenkarten sowie die Präsentation der vielseitigen regionalen Praxisprojekte sind ein Vorzeigeschild für den gesamten Bioenergiesektor“, erklärt Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes.

„Biomasse ist in Österreich mit einem Anteil von 55% der bedeutendste erneuerbare Energieträger, in der Steiermark liegt ihr Beitrag unter den Erneuerbaren sogar bei 70%. Mittelfristig könnte die Bioenergie sogar Erdöl und Erdgas als bundesweit bedeutendster Energieträger überholen“, teilt Titschenbacher mit. In Kärnten ist Bioenergie mit einem Anteil von 34,5% am Bruttoinlandsverbrauch Energie bereits meistgenutzter Energieträger. „Die derzeit eingesetzte Bioenergie stammt überwiegend aus Koppelprodukten der Forst- und Holzwirtschaft“, informiert der Präsident des Biomasse-Verbandes. Die Bioökonomie könnte vor allem in der Landwirtschaft neue Reststoffpotenziale eröffnen.

Im Bioenergie-Atlas präsentiert der Österreichische Biomasse-Verband Szenarien, in denen der Biomasseeinsatz bis 2045 von derzeit knapp 250 PJ auf 450 PJ gesteigert werden könnte. Laut dem Bericht liegen große Potenziale vor allem in der Nutzung landwirtschaftlicher Biomasse wie etwa Miscanthus, Kurzumtriebsflächen, Wirtschaftsdünger, Getreide-, Mais- und Rapsstroh sowie Landschaftspflegeheu. Der Bioenergie-Atlas Österreich 2023 im Format DIN A4 umfasst 180 Seiten und ist durchgehend in Farbe gehalten. Das gebundene Buch ist kostenlos und kann via Mail an office@biomasseverband.at bestellt werden.

EU-Top 5 sind Vorreiter bei nachhaltiger Waldbewirtschaftung

Kürzlich hat die EU die Zielvorgabe für die Erzeugung von erneuerbarer Energie in der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (REDIII) bis 2030 auf 42,5% erhöht. Dies wird nur mit Bioenergie möglich sein, die im Jahr 2021 EU-weit einen Anteil von 59% unter den erneuerbaren Energien erzielte. 2021 lag der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch EU-weit bei 21,8% und in Österreich bei 36,4%. Innerhalb der EU 27 erzielte Österreich damit den fünfthöchsten Erneuerbaren-Anteil hinter Schweden (62,6%), Finnland (43,1%), Lettland (42,1%) und Estland (38,0%), teilt der Biomasse-Verband mit. „Diese fünf Vorreiterländer zeigen, wie die positive Kombination von Bioenergieausbau, Waldflächenausweitung und Holzvorratsaufbau mit nachhaltiger, aktiver Waldbewirtschaftung funktioniert“, so der Verband.

Kärnten ist Österreichs Erneuerbaren-Spitzenreiter

Wie aus dem aktuellen Bioenergie-Atlas hervorgeht, ist der Biomasse-Anteil mit 58,8% in Kärnten am höchsten. Auf den Podestplätzen folgen das Burgenland (53,1%) und Salzburg (52,7%). Bioenergie wird in Österreich dem Verband zufolge überwiegend zur Wärmegewinnung eingesetzt. So war der Wärmemarkt 2021 mit einem Anteil von 84% das zentrale Einsatzfeld, gefolgt von Biotreibstoffen mit 9% und der Ökostromerzeugung aus Biomasse und Biogas mit 7%. Zum Raumwärmeverbrauch privater Haushalte in Österreich steuert die Bioenergie 41% bei. Im Jahr 2022 wurden in Österreich etwa 31.000 moderne Pellets-, Scheitholz- und Hackgutzentralheizungen installiert, so viele wie nie zuvor. Gegenüber dem Jahr davor entspricht dies einer Steigerung um rund zwei Drittel, wird betont.

Zudem verweist der Biomasse-Verband in seiner jüngsten Publikation auf die Bedeutung von Bioenerige für die heimische Wertschöpfung, während fossile Energie ein Außenhandelsdefizit von 20 Mrd. Euro verbuche. „Dem Einsatz von Bioenergie verdankt Österreich etwa 24.000 Vollzeitstellen. Mehr als jeder zweite Arbeitsplatz der Branche Erneuerbare Energie ist im Bereich der Nutzung fester Biomasse angesiedelt. Der Großteil dieser Arbeitsplätze resultiert aus der Bereitstellung der Brennstoffe (Stückholz, Pellets, Hackgut, Sägenebenprodukte). Mit fast 3,1 Mrd. Euro leistet der Sektor Biomasse unter den Erneuerbaren den größten Beitrag zum Gesamtumsatz (38%)“, teilt der Verband mit.

Weitere Themen im Bioenergie-Atlas sind Energieverbrauch sowie Treibhausgasemissionen; Kesseltauscheffekte, die durch größere Wohnungsflächen ausgeglichen wurden; Emissionen im Verkehr sowie in der Stahl-, Chemie- und Papierindustrie und wie sich 2022 die hohen Energiepreise auf den Ausstoß von Emissionen ausgewirkt haben.